Schule, Kindergarten und Supermarkt für Süßenbrunn
Wien-Süßenbrunn hat 2.200 Einwohner, trotzdem gibt es hier weder Volksschule noch Kindergarten. Da
Update über die Reaktionen aus Politik und Verwaltung:
Nach unseren Gesprächsterminen mit Vize-Bürgermeister Wiederkehr und Bezirksvorsteher Nevrivy im Frühjahr, bei denen sich beide freundlich-interessiert zeigten, wurden unsere Anliegen an die Magistratsabteilungen zur Prüfung weitergeleitet.
Von dort kam die Auskunft, dass Süßenbrunn zu wenige Kinder habe, um hier eine Volksschule zu betreiben. Hintergrund der Aussage: In Wien werden nur Volksschulen mit 16 Klassen, also 4 pro Jahrgang, neu gebaut.
Dass diese Vorgangsweise undifferenziert über das ganze Bundesland gestülpt wird, egal ob es sich um dicht bebaute oder eher ländliche Bereiche (wie eben Süßenbrunn) handelt, ist österreichweit einzigartig und wird von keinem anderen Bundesland so gehandhabt.
Eine schriftliche Bitte an den zuständigen Stadtrat, vonseiten der Politik den Auftrag an die Verwaltung zu erteilen, von dieser unsachlichen Vorgangsweise abzugehen, wurde bis dato nicht beantwortet. Vermutlich sind 2.000 Süßenbrunnerinnen und Süßenbrunner in einer 2-Millionen-Stadt eine vernachlässigbare Größe.
Auf zweifache Nachfrage haben wir übrigens die genaue und aktuelle Anzahl der betroffenen Kinder erfahren: Laut MA 23, Wirtschaft, Arbeit und Statistik leben per 1.1.2020 insgesamt 2.201 Personen in Süßenbrunn, davon 97 Kinder im Alter von 6-9 Jahren. Das wäre also eine Zahl, die für eine gut besuchte Volksschule mit 4 Klassen ausreicht. Die durchschnittliche Schülerzahl einer Volksschule beträgt in Österreich 111 Kinder, in ländlichen Regionen gibt es auch viele Kleinschulen (2 Klassen für 4 Jahrgänge) und Kleinstschulen (1 Klasse für 4 Jahrgänge). Vom Status Kleinschule oder Kleinstschule wäre eine Volksschule in Süßenbrunn weit entfernt. Es wäre aus gesamtösterreichischer Sicht eine Durchschnittsschule, die uns aber von der Stadt Wien verwehrt wird.
Diese Woche hatten wir ein Gespräch mit Bezirksvorsteher Nevrivy. Er meinte, dass er das Anliegen, Süßenbrunn mit einer Volksschule und einem Kindergarten auszustatten, grundsätzlich unterstützt. Er zeigte sich aber skeptisch, ob die Anzahl der Kinder in Süßenbrunn dafür ausreicht.
In Wien werden derzeit vorrangig große Volksschulen mit bspw. 16 Klassen gebaut, der österreichweite Bestand sieht aber völlig anders aus: Es gibt in Österreich 3.033 Volksschulen mit insgesamt 339.382 SchülerInnen (Statistisches Taschenbuch des Bildungsministeriums, Seite 10). Die Schüleranzahl einer Volksschule beträgt im Österreich-Durchschnitt somit 111 SchülerInnen.
Selbst wenn Süßenbrunn nur 25 Kinder pro Jahrgang hätte (bei 2.400 Einwohnern müssten es mehr sein) wären das 100 Kinder im Volksschulalter und somit österreichweit gesehen eine völlig normale Schüleranzahl für eine Volksschule.
Viele Schulen in Österreich sind weitaus kleiner, ein Viertel der Schulen in Österreich haben sogar weniger als 4 Klassen, sodass Kinder in Mehrstufenklassen unterrichtet werden. Diese Schulen werden als Klein- und Kleinstschulen bezeichnet (Quelle: BMBWF).
Dass also eine Schule für die Süßenbrunner Kinder nicht einmal in die Kategorie der Kleinschulen fallen würde, unterstreicht wie legitim unser Anliegen ist, für diesen isoliert gelegenen Teil Wiens eine eigene Schule zu errichten, wie dies auch in jeder niederösterreichischen Gemeinde ähnlicher Größe gegeben ist.
https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:8c8e7376-eac2-4085-bd46-4130595ee80a/stat_tb_2018.pdf
Nach dem Termin im Wiener Rathaus sind wir nun auch auf Bezirksebene in Gesprächen, konkret mit Bezirksvorsteher Nevrivy (SPÖ, Termin kommenden Montag) und mit einzelnen Bezirksräten, z.B. Fritz Grams (NEOS Donaustadt).
Aus Bezirkskreisen kam auch der Hinweis, dass der Status Quo, nämlich dass die Mehrzahl der Süßenbrunner Kinder in Breitenlee (VS Schukowitzgasse) zur Schule geht, ohnehin ein Auslaufmodell sein könnte, da Breitenlee selber ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnet und die Schulplätze knapp werden.
Umso wichtiger ist es uns, hier in Süßenbrunn zu einer Lösung zu kommen. Eine Dependance der VS Schukowitzgasse mit 4 Klassen in Süßenbrunn wäre ein guter erster Schritt.
Für 8 Klassen dürfte die Bevölkerungszahl noch nicht ausreichen. Wir konnten inzwischen neue Zahlen ausfindig machen, siehe Tabelle und Diagramm. Seit 1981 hat sich die Einwohnerzahl Süßenbrunns nahezu verdreifacht.
Petition Donaustadt: Schule für Süßenbrunn gefordert Um die 400 Unterschriften werden bei der Petition für einen Kindergarten, eine Schule sowie einen Supermarkt in Süßenbrunn gezählt. Die Petition wurde heute, 17. März, an Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) übergeben.
Diese Woche übergeben wir die Petition an Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, der sich erfreulicherweise für uns Zeit nimmt.
Aus diesem Anlass hier einige Gedanken, wie die Einrichtung einer Volksschule in Süßenbrunn vonstatten gehen könnte.
Zunächst hängt die Vorgangsweise natürlich von der tatsächlichen Einwohnerzahl in der relevanten Altersgruppe in der Katastralgemeinde Wien-Süßenbrunn ab. Die für die Petition verwendeten Zahlen stammen aus einer Prognoserechnung, die wir 2019 von www.wien.gv.at heruntergeladen haben.
Je nachdem wie die aktuelle tatsächliche Kinderzahl ist und welcher Zuwachs im Planungs- und Errichtungszeitraum der potentiellen Volkschule zu erwarten ist, sind zwei Varianten denkbar:
Variante a: Kinderzahl noch nicht ausreichend für 8 Volksschulklassen (2 pro Jahrgang)
Nach dem Vorbild der Volksschule Neustift am Walde (VS Celtesgasse) im 19. Bezirk, die als Außenstelle der VS Krottenbachstraße geführt wird, könnte in Süßenbrunn im ersten Schritt eine Außenstelle der Volksschule Breitenlee (VS Schukowitzgasse) mit 4 Jahrgangsklassen errichtet werden. Mit dem weiteren Wachstum des Stadtteils Süßenbrunn kann diese später ausgekoppelt und vergrößert werden.
Variante b: Kinderzahl bereits ausreichend für 8 Volksschulklassen:
In diesem Fall könnte sofort eine 8-klassige Ganztagsvolksschule in Süßenbrunn errichtet werden, die eine gute Ergänzung zur 16-klassigen Halbtagsvolksschule in Breitenlee darstellen würde. Als Ganztagsvolksschule wäre sie auch für Familien aus Breitenlee und Neu-Essling, die den Ganztagesbetrieb bevorzugen, eine gute Alternative.
Weiterer Ausbau im Zuge der Stadterweiterung:
In beiden Fällen wäre die Schule so zu errichten, dass angrenzend Flächen für einen späteren Ausbau zu einer 16-klassigen Volksschule gesichert werden. Die großen Stadtentwicklungsflächen zwischen Altsüßenbrunn und Neusüßenbrunn im Besitz der Stadt Wien sind laut Grünraum-Leitbild mittelfristig zur Bebauung vorgesehen. Dann wird die Bevölkerungszahl in die Höhe schnellen und der Bedarf an Bildungseinrichtungen wachsen. Wenn die von uns geforderte Volksschule an der Schnittstelle des bestehenden Orts mit dem Stadterweiterungsgebiet (also zB an der Ecke Bettelheimstraße/Wagramerstraße) errichtet wird, kann beides unter einen Hut gebracht werden:
- Die faire Versorgung der bestehenden Bevölkerung mit Basis-Infrastruktur und
- Die effiziente Berücksichtigung zukünftiger Stadtentwicklungsphasen
Für den geforderten Kindergarten gilt sinngemäß das selbe, wobei hier aufgrund der Zusammenfassung mehrerer Jahrgänge (zB 3-6jährige) die Latte hinsichtlich Einwohnerzahl noch niedriger liegt.
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der Süßenbrunn-Petition,
nach einer Winterpause in Zeiten von Lockdowns und Einarbeitung der neuen Stadtregierung tut sich nun etwas! Am 17. März empfängt uns Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr zu einem Termin im Rathaus, bei dem wir ihm unsere Anliegen erläutern können. Ein guter erster Schritt.
Wer zu diesem Termin gerne mitkommen möchte, um die gemeinsame Sache zu unterstützen, ist herzlich eingeladen. Bitte um Nachricht via Facebook oder per E-Mail an [email protected]. Bis dahin würden wir uns noch zu einer Vorbesprechung treffen.
Liebe Grüße,
Michael Unger
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