Zum Schwarzen Adler Pirna
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EIN LETZTER BLICK HINTER DIE GEMÄUER
Am Sonntag fand der erste Tag der offenen Baustelle in den Ruinen des Gasthofes Zum Schwarzen Adler statt. Etwa 600 Interessierte aus Pirna, Dresden und dem Umland kamen auf dem Dohnaischen Platz vorbei, um sich durch den historischen Jugendstilsaal und die verlassenen Räumlichkeiten, die vor der Schließung noch unter dem Projektnamen „Junges Wohnen“ vermietet wurden, führen zu lassen.
Das große Interesse, der rege Austausch und die Begeisterung über die Vision des Adlers haben uns sehr berührt. Wir freuen uns schon darauf, bald wieder zum Tag der offenen Baustelle zu laden.
Alle aktuellen Hinweise dazu sowie einen ausführlichen Bericht über den Tag der offenen Baustelle gibt es auf der Website! 🦅
PLATZ FÜR TRADITION UND NEUES
Durch das Aufarbeiten der Gasthaus-Geschichte, besonders im Kontext mit der Stadt Pirna, wurden Möglichkeiten und Chancen gesucht, den Dohnaischen Platz wieder mehr in das lebendige Stadtleben zu integrieren. Hierzu plant die Stadt eine verkehrsberuhigte Zone vor dem Hotel, die Ruhe zum Flanieren und Platz für Veranstaltungen und Zusammenkünfte schafft.
EINE ROSIGE ZUKUNFT
Unsere Jahrhunderte alte, traditionsreiche Stadt Pirna ist schon lange Zeit ein kostbarer Juwel, umgeben von der traumhaften Landschaft der Sächsischen Schweiz. Nachdem die Stadt viele Jahre ein wichtiger wirtschaftlicher Antrieb für die gesamte Region war, verlor sie an Treibkraft und Einfluss. Die Einwohnerzahlen stagnierten und einige historische Gebäude begannen, zu verfallen: Unter ihnen das einflussreiche Gasthaus Zum Schwarzen Adler, das nicht allein wegen des pompösen Festsaals Leben und Freude in die Stadt brachte. Ein Zusammenschluss aus Investoren, allesamt gebürtig aus der Region, haben sich nun an einen Tisch gesetzt, um die Historie weiterleben zu lassen und der Stadt mitsamt Bewohnenden einen wichtigen Part der Stadtgeschichte zurückzugeben. Intensive Untersuchungen der baulichen Substanz des Hauses und lange Gespräche über die Funktionen und den Mehrwert für die Stadt Pirna wurden in Fachkreisen zu Papier gebracht – mit dem Ziel, die Blütezeit des Hotels wieder aufzugreifen und das Haus nachhaltig in die städtebauliche Umgebung einzubinden. So soll Geschichte auf- und weiterleben und die Zukunft einer traumhaften sächsischen Kleinstadt rosig mitgestaltet werden.
2022 – VERGESSENE RUINEN INMITTEN DER STADT
Die ehemaligen Hotelzimmer, Restauranträumlichkeiten und der bedeutende Saal stehen leer. Die alte Gebäudesubstanz verfällt zunehmend und viele Teile des Hotels sind nicht mehr nutzbar.
Der geschichtsträchtige Saal hat seine besten Tage bereits hinter sich – nun heißt es, so viele Elemente, wie nur irgend möglich, zu erhalten. In Zukunft soll der Saal wieder in seiner vollen Blüte erstrahlen und Pirna einen gebührenden Ort für Kultur und Veranstaltungen bescheren.
Um wichtige Bestandteile der Geschichte zu konservieren und aufzuarbeiten, untersuchte eine Restauratorin die Gebäudegemäuer, um im Folgenden bedeutende Elemente, wie die Wandbemalung im Saal aus der Zeit um 1907 freizulegen, sodass nach dem Rückbau des Hotels alles wieder in Kleinstarbeit aufbereitet und hergerichtet werden kann.
1970 – EIN LANGSAMER ABSCHIED
Während der DDR-Zeit übernahm die Handelsorganisation Gaststättenbetrieb das Haus, riss die äußere Veranda ab und brachte einen neuen Schriftzug an der Fassade eines Gebäudeteils an. Mit weiteren Umgestaltungen aufgrund von Geschäften im Bereich des Erdgeschosses verlor das Hotel Stück für Stück an Stil und Ähnlichkeit zu dem einst so bedeutenden Gasthof.
Bild1, Bild2: Eingedeckte Tische in den Gasträumen des Adlers
Bild3: Hotelzimmer des Adlers im Einrichtungsstil der DDR
1936 – EIN JAHRHUNDERT BLÜTEZEIT
Das erste Haus am Platze machte seinem Namen alle Ehre: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts fanden regelmäßig große Versammlungen, Kundgebungen, Reden, wichtige Abendessen, rauschende Feste, Vereinstreffen, selbst Arztsprechstunden und Wahltage in den Räumlichkeiten des Gasthofes statt. Auch eigens von der Stadt organisierte Veranstaltungen im Adler sorgten für volle Säle.
Bild1: Fremdenhof Schwarzer Adler mit Blick in Richtung Bahnhof
Bild2: Vorplatz mit Blick in Richtung Breite Straße
1915 – ADELSBESUCH IM ADLER
Seine königliche Hoheit, Prinz Johann Georg, der Herzog zu Sachsen, dessen Wohnsitz zu jener Zeit das Schloss Weesenstein war, unternahm als Kunstexperte und -sammler oft Studienausflüge in ferne Länder – ebenso wie in die nahe Umgebung. Während eines Ausflugs nach Großsedlitz und Pirna bildete ein gemeinsames Mahl mit der Hofbegleitung im Schwarzen Adler den krönenden Abschluss seiner Tour.
1927 – IN DER BLÜTE SEINER ZEIT
Die Sächsische Gastwirtsgewerbe-Aufstellung veröffentlichte am 12. Juni 1927:
„Der Adler am Dohnaischen Platz ist ebenfalls ein altbekanntes Haus. Aus dem einst kleinen Häuschen ist im Laufe der Jahre ein stattliches Haus geworden, daß nun mit Recht Anspruch darauf erheben kann, ein erstklassiges Hotel genannt zu werden. Zahlreiche Fremde steigen dort ab und finden neben bester Verpflegung auch ein gutes Quartier. Die Jahrmarktsbälle in seinem Saal waren in früheren Zeiten eine gern besuchte Einrichtung und sein Kasinosaal sah die schmucken Offiziersuniformen der alten tapferen Armee.“
Bild1: Gasthof Schwarzer Adler
Bild2: Friedenspark mit Wasserspiel
Bild3: Reisende Adelsleute am Kuhstall in der Sächsischen Schweiz
1912 – IN DER BLÜTE SEINER ZEIT
Der Anfang des 20. Jahrhunderts leitete die Blütezeit des Gasthofs ein, während jener das Haus Rang und Namen in Pirna und weit über dessen Stadtgrenzen hinaus erlangte. Es fanden große Versammlungen, politische Treffen, pompöse Tanzveranstaltungen und wichtige Kundgebungen im Adler statt, da Raum, Aufmachung und Noblesse ideal dafür geeignet waren. Mit einer hervorragenden Lage, der herrlichen Platzgestaltung mit zwei Brunnen sowie einer ausgezeichneten Küche erlangte das Haus Bekanntheit und Ruhm in der gesamten Region.
Bild1: Brunnen mit Fliederbäumen vorm Adler
Bild2: Dohnaische Straße
Bild3: Friedenspark
1870 – DAS ERSTE HAUS AM PLATZE
Nach Abbruch der Wallanlagen entstand zwischen der Biegung des Stadtgrabens und dem Dohnaeschen Thor der Königsplatz. Im Laufe der Jahre wurde der Platz mehrere Male umbenannt, zum Hindenburgplatz, zum Platz der Solidarität und wieder zum Dohnaischen Platz.
Zudem wurde erstmals ein großer Umbau des Gasthofes mit Vergrößerung der Restauranträume und der Errichtung eines Tanzsaales durchgeführt.
Bild1: Blick vom Adler in Richtung Sonnenstein
Bild2: Dohnaischer Platz mit Brunnen
1722 – DER ADLER ERWACHT
Die Gasthofbezeichnung „Zum Schwarzen Adler“ wurde erstmals im Jahre 1722 erwähnt, kurz gefolgt vom heute noch sichtbaren Hauswand-Relief eines doppelköpfigen Adlers. Der italienische Landschaftsmaler Bernardo Bellotto, berühmt geworden unter dem Namen Canaletto, reiste zu jener Zeit durch Sachsen und fertigte unter vielen bekannten Kunstwerken auch eine Radierung des Dohnaeschen Thores und des Schloss Sonnensteins, aus dem Blickwinkel des Gasthofes, an.
1550 – EIN GASTHOF IM SPÄTMITTELALTER
In Zeiten der Reformation, als Pirna im späten Mittelalter um die 3 500 Einwohnerinnen und Einwohner hatte, wurde der Gasthof erstmals erwähnt. Zu dieser Zeit noch bekannt unter dem Namen „Das niedere Zschackental“ befand er sich direkt vor dem Dohnaeschen Thor, den Pforten der Stadtmauer.
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