Neurodivergent durch's Leben - Fremd und doch Zuhause

Neurodivergent durch's Leben - Fremd und doch Zuhause

Von der spannenden Erkenntnis, doch kein Alien zu sein - der ganz normale Wahnsinn.

Photos from Neurodivergent durch's Leben - Fremd und doch Zuhause's post 03/07/2022

Wir haben jetzt Hühner!
Unser sehr enger Freund fing vor ein paar Jahren schon damit an, dass es doch toll wäre, eigene Eier von eigenen Hühnern zu haben, und dass es da ja so viele tolle Rassen gibt ... So nahm die Sache ihren lauf. 😄
Erst war das für mich natürlich eine recht große Sache, die brauchen ja einen ordentlichen Stall und wo kann der Auslauf hin, wie können wir ihnen auch wenn Stallpflicht ist, ein schönes Leben bieten???
Aber, ich war dann doch recht schnell ziemlich begeistert von den Projekt und wir gingen es an.
Erstmal natürlich umfangreiche Info Sammlung über die verschiedensten Hühner-Rassen, verschiedenste Ställe, Fütterung, welche Rassen kann man zusammen halten, ... 2 gute Jahre haben wir intensiv geplant, gebaut und gebastelt, und jetzt sind sie da. Und sie sind so toll! Und sie sind so entspannend! Man kann einfach stundenlang vor oder auch im Gehege sitzen und einfach zuschauen, was die so machen, wenn es nach mir ginge, würde ich gerade nix anderes mehr machen. 🤣 Weil es einfach total schön entspannend ist!

30/06/2022

Ja, das kenne ich irgendwie auch.

Irgendetwas ist da anders...bzw. Verständnis haben heißt nicht, dass es mich nicht belastet

Ich vermute, dass Emotionen und Verstand bei Autist*innen anders miteinander agieren. Bei Nichtautist*innen kommt es mir meist so vor, als wären beide kaum voneinander trennbar. Sie handeln und reagieren m.E. nahezu immer mit beidem und natürlich meist intuitiv, um Kräfte zu sparen.
Ok, ich muss gestehen, ich stehe meinen Emotionen nicht wirklich nahe. So lange ich denken kann, versuche ich diese mit dem Verstand zu kontrollieren...zu funktionieren.
Natürlich spielen da auch viele negative Erfahrungen eine Rolle, da ich gelernt habe, dass die wenigsten Menschen damit klarkommen, wenn meine Emotionen die Oberhand gewinnen, z.B. bei einem Meltdown.
Was ich jedoch, seitdem ich versuche, meinen Gefühlen etwas mehr Raum zu lassen (insoweit sie mir bewußt werden bzw. ich sie einordnen kann) als extrem belastend empfinde ist, dass ich in mir selbst diesen Kampf zwischen Emotion und Verstand merke.
Es ist ist ein innerer Kampf, wie eine Diskussion in mir selbst.
Da ist ein mächtiges Gefühl (z.B. Wut) und mein Verstand versucht mit Argumenten (z.B. die Person hat bestimmt selbst gerade viel Stress etc.) dagegen zu argumentieren.
Dieser Zweikampf führt meist dazu, dass ich keinerlei Lösung finde und versuche, einfach durch Zeit alles zu unterdrücken (vermutlich auch nicht gesund).
Ich bin schlicht überfordert, was ich machen soll, wenn ich mich z.B. verletzt durch jemanden fühle, aber gleichzeitig mein hochfunktionaler Verstand das Verhalten des Anderen versucht, verständlich zu machen...ich bin dann irgendwie beides.
Ich kann also durchaus unter einer Situation leiden, obwohl ich (wirklich) Verständnis für mein Gegenüber habe.
Es funktioniert einfach getrennter bei mir und bewusst und ich musste mir gerade selbst zugestehen, dass ich zwar weiß, dass mein Umfeld oft Rücksicht auf mich nehmen muss, aber ich mache dies mindestens genauso oft...und in Anbetracht dessen, dass Nichtautist*innen i.d.R. sich schnell ablenken...vermutlich mit wesentlich mehr Denkarbeit.
Es ist für mich ein unlösbares Problem, wessen Bedürfnisse in der jeweiligen Situation "wichtiger" sind, um jedem gerecht zu werden...

27/06/2022

Oh ja! 🙈

18/06/2022

Ich denke, das ist genug Leistung für heute! Ich mag es ja durchaus warm, aber 36 Grad sind das doch auch mir zu viel. 🥵

10/06/2022

Genau das!

05/05/2022

Auslösen und Abschalten
Fotografieren ist für mich schon als Kind ein großes Hobby gewesen, ich bekam meine erste Kamera mit 11 Jahren und seit dem halte ich die schönen Dinge, die mir in meinem Leben begegnen in Bildern fest, wann immer sich die Gelegenheit bietet.
Im laufe der Jahre habe ich durch die Fotografie gelernt, mein Umfeld in einzelnen Bildern wahrnehmen zu können. Das hilft mir sehr, in Situationen wo sehr viel Trubel herrscht, trotzdem meinen Fokus zu behalten und nicht in den Overload zu geraten.
Bewusst war mir das allerdings lange Zeit gar nicht, mir ist nur irgendwann aufgefallen, das ich mit Trubel oft besser zurecht komme, als viele andere neurodivergente und/oder autistische Menschen und habe dann überlegt, was mir da eigentlich hilft.
Mir macht es nämlich tatsächlich oft nicht so viel aus, wenn ich durch die volle Innenstadt laufe, ich schaue mich um und mein Gehirn macht Fotos.
Auch wenn ich Sorgen, Ängste oder Stress habe, tut es mir gut, wenn ich die Zeit finde, meine Kamera zu schnappen und auf Fototour zu gehen. Ich kann dabei alles andere bei Seite legen und mich auf den Fokus meiner Aufnahmen konzentrieren, und hinterher bin ich dann deutlich entspannter, was mir wiederum hilft, meine Probleme zu bearbeiten.

24/03/2022

Wie macht man die Welt besser?

Da liest und hört man in Corona Zeiten von den tapferen Pflegekräften und Ärzten. Sie leisten unglaublich viel, was mit Geld nicht zu bezahlen ist. Man liest, dass sie die Welt besser machen.♥️

Man hört jetzt von den vielen freiwilligen, die im Ukrainekrieg den Flüchtlingen an der Grenze helfen. Die unermüdlich die Spenden einsammeln und sortieren, für Essen und Trinken und Unterkünfte der Flüchtlinge Sorgen. Sie sind wirklich großartige Menschen und leisten sehr viel.♥️

Und dann sitzt man als Autist selber da und fragt sich, warum kann ich sowas nicht? Wie mache ich die Welt besser?

Jetzt könnte man darüber philosophieren, was eigentlich die Welt ist. Was ist die Welt eigentlich? Muss ich wirklich die ganze Welt besser machen? Muss ich immer so wahnsinnig viel leisten?

Ich habe ganz andere Gedanken dazu. Als ich jetzt einkaufen war, sah ich eine Frau, die völlig verwirrt vor dem Öl Regal stand. Sie schaute sich immer wieder um und lief unruhig auf und ab. Ich bleibe einen kurzen Moment stehen und halte Abstand. Und sage zu ihr:" Oh, es ist alles leer geräumt. Ich sage das, weil ich einfach das Gefühl habe, dass die Frau etwas los werden muss. Dass sie Hilfe braucht. Dass sie irgendwie ein "Etwas" braucht.

Und schon sprudelt es aus ihr heraus. Sie sagt mir, dass sie sich nicht so teures Öl leisten kann. Es würde nur noch diese eine Flasche teures Öl geben. Also beschließe ich, mit der Frau zusammen das ganze Regal zu durchsuchen. Das kostet mich unglaubliche Konzentration und ich muss anders als die Frau jede einzelne Flasche anschauen.

Tatsächlich haben wir noch etwas gefunden, was einigermaßen vom Preis her ging. Sie ist überglücklich, nimmt sich die Flasche bedankt sich tausendmal bei mir. Sie sagt mir, dass das immer noch zu teuer ist für sie und ihre Kinder. Aber dass sie unglaublich dankbar ist, dass ich eine Flasche gefunden habe, die nicht ganz so klein ist. Sie bedankt sich 1000 Mal bei mir, dass ich mir die Zeit für sie genommen habe. Das ich nicht weggeschaut habe.

Nein, ich habe nicht die ganze Welt verbessert. Aber ich habe die Welt dieser Frau für eine kurze Sekunde ein wenig besser gemacht. Und ich habe meine Welt besser gemacht.

An der Kasse angekommen, diskutiert ein Kunde vor mir heftig mit der Verkäuferin. Als ich abkassiert bin und meine Ware eingepackt habe, verabschiede ich mich von der Verkäuferin mit den Worten: "Vielen Dank, auf Wiedersehen. Und bringen Sie den Tag gut rum. " Da Strahlen ihre Augen und sie lächelt mich an und sagt:" Ach, das ist aber nett von Ihnen. Ein bisschen Verständnis in dieser Zeit das tut so gut."

Nein, ich bin nicht in der Lage, Menschen die flüchten zu helfen. Ich bin auch nicht in der Lage, andere große Dinge zu tun. Aber ich bin in der Lage dieser einen Verkäuferin für eine Sekunde lang ihre Welt ein bisschen besser zu machen. Vielleicht denkt sie aber auch den ganzen Tag an meine Worte. Vielleicht denkt sie da dran, dass am Morgen jemand da war, der ihr mit ein paar Worten sein Verständnis ausgedrückt hat.

Als ich vor ein paar Tagen mit den Hunden draußen war, treffe ich einen sehr lieben Menschen. Ich treffe ihn des Öfteren seit Jahren regelmäßig. Natürlich unterhalten wir uns über die erneuten Hamsterkäufe, über Öl, Toilettenpapier und so weiter.

Und so berichtet er mir, dass seine Frau beim Einkaufen keine einzige Flasche Rapsöl, oder Pflanzenöl mehr bekommen hat. Er berichtet mir, dass er sich mit seiner Frau darüber unterhalten hat, dass sie irgendetwas mitbringen soll. Vielleicht Palmin zum braten oder Butterschmalz irgendetwas. Irgendetwas, womit man Sachen anbraten kann. Denn nicht jedes Öl ist geeignet zum Braten. Und sie haben keine einzige Flasche mehr bekommen.

Ich habe nicht das Gefühl, dass der Mann in Not ist. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass er sich unbeschreibliche Sorgen macht. Ich habe kein panisches oder ängstliches Gefühl. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass ihm eine Flasche Öl unglaublich wichtig ist. Das ihm das Essen mit seiner Frau, was er sich zubereitet unglaublich wichtig ist. Ich habe einfach das Gefühl, dass es für ihn mit abschalten, Ruhe und Genuss zu tun hat. Es trifft mich einfach ein wahnsinnig kurzes, aber tief trauriges und unverständliches Gefühl. Unverständnis über das, was gerade in der Welt passiert.

So gehe ich nach dem Gespräch den kurzen Weg nach Hause, immer noch mit dem Gefühl des Mannes in mir. Dieses Gemisch aus Traurigkeit, Unverständnis und einfach irgendwie Kopfschütteln über die Welt.

Ich habe nicht viel zu Hause, aber ich habe noch eine Flasche, die ich abgeben kann. Also bespreche ich mich mit Andreas und beschließe diesem Mann eine Flasche Öl zu geben.

Also packe ich sie sorgsam in eine Tasche und laufe zu dem Ehepaar. Ich klingele und sage, ich habe ein Geschenk. Die Frau kommt raus und ich gebe ihr die Flasche Öl. Und ich kann ihre Augen leuchten sehen und ich kann ihre ganze Mimik sehen. Wie unglaublich sie es findet, dass ich einfach so mit dem Öl dastehe.

So unglaublich, dass sie nicht gleich Worte findet. Aber ich kann es spüren. Ich bin unglaublich müde und ausgelaugt. Denn ich habe zu diesem Zeitpunkt viele Unterhaltungen hinter mich gebracht und viele Leute getroffen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Frau, der ich gerade die Flasche Öl gegeben habe, das Bedürfnis hat, sich mit mir über die Situation zu unterhalten. Also höre ich ihr zu und sage meinerseits etwas über die Situation, die gerade in der Welt und überhaupt in den Supermärkten stattfindet.

Und ganz ehrlich gesagt ist es so wie immer. Mittlerweile ist auch der Mann hinzugekommen und wir unterhalten uns zu dritt. Und es ist so wie immer. Beiden kann ich wunderbar zuhören und das Gespräch tut mir einfach nur gut. Es macht ein unglaublich positives, hüpfendes und springendes Gefühl in mir.

Nein, ich habe nichts Großartiges geleistet. Ich bin weder ins Fernsehen gekommen, noch berichtet die Zeitung über mich. Und trotzdem habe ich etwas für mich großartiges geleistet. Ich habe die Welt von zwei Menschen für einen kurzen Moment besser gemacht. Für einen kurzen Moment erfreut. Und ich habe meine Welt um ein vielfaches besser gemacht.

Als ich gestern Abend mit einem unsere Hunde draußen war, treffe ich hier eine ältere Frau. Auch sie geht mit ihrem Hund raus und spricht mich an.

Ich überlege einen kurzen Moment, ob ich sage, dass ich es eilig habe. Dann schließlich freue ich mich auf den gemeinsam ruhigen Abend mit Andreas. Das schaue ich die Frau an und irgendwie trifft mich ein unruhiges, unbeschreiblich trauriges Gefühl. Selten habe ich so eine tiefe Traurigkeit bei Menschen gespürt. Und schon berichtet sie mir, dass es ihrem Mann nicht gut geht, und ihr Hund auch schon so alt ist. Und sie macht sich furchtbare Gedanken, was mal ist, wenn ihr Mann und ihr Hund nicht mehr da sein werden. Wie sie überleben soll. Wie sie die Zeit überstehen soll.

Und so unterhalten wir uns über ihre Situation. Ich unterhalte mich mit ihr in dem Wissen, dass diese Situation mich über eine Woche lang beschäftigen wird. Das ich das Gefühl der Frau mit mir rumtragen werde. Tag und Nacht. Das ich es nicht mehr loswerde.

Ich konnte der Frau ein wenig zuhören und sie ein wenig erleichtern. Ich habe mich bei ihr für Ihr Vertrauen und ihre Offenheit bedankt. Und sie hat sich bei mir tausendmal sehr herzlich dafür bedankt, dass ich überhaupt stehen geblieben bin und mir ihre Sorgen angehört habe. Schließlich kennen wir uns ja nicht. Wir sehen uns ja nur ab und an mal sagt sie zu mir.

Ich verabschiede mich von ihr und wünsche ihr alles erdenklich Gute dieser Welt. Und ich meine jedes dieser Worte genau so, wie ich es gesagt habe.

Nein, auch hiermit bekomme ich nicht das Bundesverdienstkreuz. Es bedanken sich bei mir auch nicht tausend Leute. Aber trotzdem habe auch ich die Welt ein wenig besser gemacht. Für eine kurze Sekunde, für einen kurzen Moment. Für eine Frau, der es gerade sehr schlecht geht. Ich habe unbeschreiblich viel geleistet in diesem Moment. Und ich habe in allen anderen Situation für mich als Autistin unbeschreiblich viel geleistet.

Ich bewundere jeden einzelnen Helfer, der jetzt den Flüchtlingen hilft. 🙏 Ich bewundere jeden einzelnen Menschen, der zu Corona Zeiten so hart arbeitet.🙏 Ich bewundere wirklich jeden einzelnen Menschen aus tiefstem Herzen, der so großartige Dinge leistet. Aber nicht jeder kann das.

Nicht jeder kann so großartige Dinge leisten. Deshalb darf man sich von den Medien, dem Internet und dem, was die anderen Menschen sagen, nicht in eine Ecke drängen lassen. Man soll sich nicht sagen lassen, dass nur großartige Dinge wirkliche Dinge sind. Man darf sich nicht sagen lassen, dass nur großartige Dinge die Welt verbessern.

Nein, winzig kleine Dinge, die wirklich von Herzen kommen sind in dieser Zeit genauso wichtig wie die großen Dinge.

Mach die Welt ein wenig besser. Selbst, wenn du es nur schaffst, mit einem einzigen Lächeln einen Menschen für eine Sekunde zu erfreuen. Auch dann hast du die Welt besser gemacht. Auch dann hast du etwas geleistet.🙏♥️🙏

Verfasst von Stephanie Kempf am 21.03.22

Kann natürlich geteilt werden!

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Photos from Neurodivergent durch's Leben - Fremd und doch Zuhause's post 12/03/2022

So langsam geht es los, bei diesem tollen Frühlingswetter kann man den Garten mal wieder richtig genießen und selbst das Beikraut zupfen macht auf einmal spaß.

07/03/2022

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22/02/2022

Zwischen Vernunft und Panikattacke: Mein Dilemma mit der Maske.

Vielleicht geht es Anderen ja auch so, ich finde es extrem unangenehm etwas in meinem Gesicht zu haben. Selbst die Lesebrille setze ich nur auf, wenn ich etwas sonst absolut nicht entziffern kann, weil sie mich total stört und ich mich mit Brille deutlich schlechter auf einen Text konzentrieren kann. Mützen stören mich auch etwas, aber alles, was direkt im Gesicht ist, finde ich echt furchtbar.
Tja, und dann kam Corona ... Aber als Krankenschwester weiß ich natürlich, wie gut Masken vor Infektionen schützen, also (er)trage ich sie bisher, habe Strategien entwickelt die es etwas erleichtern und habe einfach auf den Tag gehofft, wo wir sie nicht mehr brauchen werden ... nur wird der wohl nicht kommen. Zumindest für meine Berufsgruppe wird die Maskenpflicht auf der Arbeit wohl für immer bleiben, und ich möchte gerade nur noch heulen.
Ich beiße seit fast 2 Jahren die Zähne zusammen, und das wörtlich, ich habe mir schon Zähne kaputt gebissen durch die ständige Anspannung, weil mich das kleine Stückchen Fließstoff in meinem Gesicht so stresst.
Dabei ist es nicht das anstrengendere Atmen, das mich teilweise regelrecht in Panik versetzt, es ist der Hitzestau hinter der Maske, mir wird teilweise richtig schlecht davon.

Meine Kollegen sind zwar sehr verständnisvoll und meckern nicht, wenn ich öfter mal kurze Pausen mache, aber der Gedanke daran, das ich jetzt bis zur Rente (in frühestens 15 Jahren) nur noch mit Maske arbeiten darf, macht mich gerade echt fertig.

All meine Hoffnung, das mit Impfung und Booster bald alles wieder gut wird ist dahin. 😔

04/02/2022

Danke an Rundumgedanken - Autismus und das Leben für diesen interessanten und aufschlußreichen Artikel.

‼️ TW Trauma ‼️

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um diesen Text aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Derzeit arbeite ich an mehreren Texten zum Thema und das kostet extrem viel Energie, mehr als ich dachte. Aber da „Autismus und Trauma“ leider oft noch ein Randthema ist, obwohl es so viele betrifft, muss es jetzt mal raus. Dieser Text ist erst mal auf der reinen Sachebene, ob ich den Erfahrungsbericht veröffentlichen kann, weiß ich noch nicht. (Entschuldigt die Formatierung, mir fehlt aber die Kapazität, das noch anzupassen…)

Autismus und Trauma

Wenn man sich in der autistischen Community umhört, dann wird vielfach das Thema „Traumata“ angesprochen. Es entsteht schnell der Eindruck, dass nahezu alle autistischen Menschen auf irgendeine Art und Weise ein Trauma erlebt haben. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich zumindest bestätigen, dass Traumata unter Autist•innen (Autisten) weit verbreitet sind. Ich lese ständig von traumatisierenden Erlebnissen und in der Folge von komorbiden Erkrankungen. Je nach Studie haben autistische Menschen eine über 90% Wahrscheinlichkeit dafür, Diagnosen wie Angststörungen, Depressionen, Essstörungen u. ä. zu entwickeln, außerdem berichten viele autistische Menschen von chronischen Schmerzen.

Wie es zu einem Trauma bei autistischen Menschen kommen kann, ist sehr unterschiedlich, wobei es sich hier nicht ausschließlich um allgemein bekannte Auslöser handeln muss. Um zu verdeutlichen, wie vulnerabel wir sind, eine traumatisierende Situation zu erleben, möchte ich sie im Folgenden konkret aufführen und ggf. erläutern, insofern sie nicht selbsterklärend sind. Einige dieser Situationen wären für alle Menschen traumatisierend, andere wirken sich spezifisch bei autistischen Menschen in der Form aus:

• Körperliche und psychische Gewalt in Einrichtungen, Kindertagesstätten, Wohngruppen und Wohnheimen, (Tages-) Kliniken, Schulen, Arbeitsstätten und der Herkunftsfamilie
• Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz
• Soziale Isolation und Ausgrenzung
• Wiederkehrende negative Erfahrungen im sozialen Kontakt
• Anpassungsdruck bzw. erzwungene Anpassung in Verbindung mit Masking
• Dauerhafte Überforderung
• Autistisches Burnout
• Dauerhaftes infrage stellen der autistischen Wahrnehmung
• Generell grenzüberschreitendes Verhalten von Dritten
• Se*****er Missbrauch
• Toxisches Verhalten von Familienmitgliedern, Partner•innen, Freund•innen und Kolleg•innen (Partner, Freunde, Kollegen)
• Parentifizierung (Rollenumkehr von Eltern und Kindern, geschieht beispielsweise wenn (autistische) Kinder mit dem Gefühl aufwachsen, den Eltern keine Belastung sein zu dürfen)
• Stigmatisierung
• Permanentes „Kleinhalten“ – ein Umfeld, welches einem nichts zutraut und dadurch Entwicklung verhindert oder hemmt
• Diskriminierung in allen Formen (durch Personen oder auch durch Institutionen und Strukturen)
• Willkürliches Handeln durch das Hilfesystem oder Behörden
• Machtgefälle und Abhängigkeiten innerhalb des Hilfesystems
• Schädliche (Pseudo-) „Therapien“: ABA, AVT, ESDM, Festhaltetherapie, MMS
• Entwurzelung zb. durch erzwungene Wechsel in Einrichtungen
• Späte Diagnose und dadurch mit dem Gefühl aufzuwachsen oder zu leben, nicht dazuzugehören, falsch zu sein, nicht gesehen zu werden
• Erschwerter Zugang zu ärztlicher Versorgung und die Problematik von Ärzt•innen (Ärzten) nicht ernst genommen zu werden.
• Sensorische Überlastung
• Erschwerter Zugang zu Kommunikation, Unterdrückung oder Missbilligung der gewählten Kommunikationsform
• Tod einer Bezugsperson
• Erzwungene Medikation zum Ruhigstellen (nicht zu verwechseln mit Medikation, die eine tatsächliche Entlastung bringt)

Autistische Personen sind also einer Vielzahl an traumatisierenden Situationen ausgesetzt, was oftmals auch zur Folge hat, dass es nicht bei einer dieser Situationen bleibt. Viele berichten von multiplen Faktoren, die zu einer oder mehrerer Traumatisierungen führten. Oftmals werden diese auch nicht direkt als Trauma erkannt, gerade auch, da in einer neurotypischen Gesellschaft das Bewusstsein für autistisches Erleben (zb bei sensorischer Überlastung) leider nicht sehr ausgeprägt ist. Auch die Betroffenen selbst wissen oftmals nicht, dass ihr Erleben valide ist, und gestehen sich Leidensdruck nicht zu (insbesondere dann nicht, wenn durch jahrelanges Training das Masking alle Anzeichen nahezu unterdrückt).
Was das Umfeld oder die Betroffenen selbst wahrnehmen, sind die Auswirkungen. Angststörungen, Zwangserkrankungen, Essstörungen, chronische Schmerzen, Depressionen, Bipolare Störungen, Schulverweigerung, herausforderndes Verhalten, Schlafstörungen, PTBS, Panikattacken, Flashbacks. Die Kombination aus Autismus, Trauma und komorbiden Diagnosen erschwert es zusätzlich an verschiedenen Bereichen des Lebens teilzuhaben. Autistische Verhaltensweisen/Merkmale können dann durchaus auch offensichtlicher auftreten, da der dauerhaft hohe Stresslevel Kapazitäten bindet und diese somit im Alltag fehlen. Kompensation wird auf Dauer immer weniger möglich.

Da dies aber oft auch ein schleichender Prozess ist, führt das in der Folge immer wieder dazu, dass dieser Leidensdruck erst nicht anerkannt wird. „Früher ging es doch auch.“ Dabei ist vor allem zu beachten, dass die multiplen Faktoren sich über einen längeren Zeitraum auswirken und es oftmals nicht bei diesen bleibt, sondern zum einen neue Faktoren hinzukommen und zusätzlich die Alltagsbelastungen mit zunehmendem Alter steigen. Auch wenn Außenstehende, aber auch viele Betroffene selbst nicht verstehen, warum sie plötzlich weit weniger Kapazitäten haben, schneller erschöpft sind und sich somit der gesamte Alltag schwieriger gestalten lässt, so ist es bei Betrachtung all dieser Faktoren im Grunde logisch.

Wie sich Trauma auf den Alltag als autistische Person auszuwirken kann, ist sehr komplex. Leider gibt es an dieser Stelle eine eklatante Unterversorgung. Therapeut•innen (Therapeuten) kennen sich meist schon nicht mit dem autistischen Spektrum aus, in Verbindung mit Traumata gibt es noch weniger Anlaufstellen. Auch im Hinblick auf diskriminierende Strukturen im ganzen therapeutischen/diagnostischen Prozess entstehen zusätzliche Barrieren, die den Zugang zu Hilfen erschweren. Da teilweise sogar noch die Ansicht existiert, wir Autist•innen hätten keine Gefühle, glauben auch manche Menschen, wir könnten nicht traumatisiert werden. Das Gegenteil ist aber der Fall: Wir sind durch die Vielzahl der Faktoren wesentlich vulnerabler.
Wenn es um die Diagnostik geht, macht es dieses Zusammenspiel ebenfalls nicht leichter, denn ein Trauma kann durchaus auch mit autistischen Verhaltensweisen einhergehen. Auch deswegen muss sich im Bereich „Autismus und Trauma“ noch einiges tun, um endlich eine umfassende Versorgung gewährleisten zu können.

Anmerkung: Nicht alle autistischen Personen entwickeln infolge dieser Erlebnisse ein Trauma. Individuelle Rahmenbedingungen und eigene Ressourcen bedingen und beeinflussen, wie eine Person auf die oben aufgeführten Situationen reagiert.

31/01/2022
28/01/2022

Zur Ruhe kommen mit Lieblingsmusik und Kuschelkater.

27/01/2022

21/01/2022

Keine Worte
Im Moment habe ich echt oft keine Worte, wenn ich so lese, was Andere so von sich geben, oder besser noch wie sie es von sich geben.
Dabei geht es mir nichtmal um ein bestimmtes Thema, und ich finde es prinzipiell auch völlig im Ordnung und ok, wenn Menschen unterschiedlicher Meinung sind. Aber trotzdem kann man doch anständig und höflich miteinander sprechen und umgehen!
Eine handfeste Diskussion ist für mich völlig in Ordnung, aber ohne beschimpfen oder beleidigen, das führt nämlich zu gar nichts außer zu noch mehr Unmut.
Leider fällt es mir in letzter Zeit immer mehr auf, wie unfreundlich die Leute oft miteinander umgehen, das macht mich traurig und ich finde diese Entwicklung auch beunruhigend.
Das mag wohl ein Grund sein, weshalb ich derzeit generell eher still bin, ich habe keine Lust mehr auf Diskussionen, in denen ich dann letztlich nur angegriffen werde, mir verschlägt es irgendwie die Sprache.

MONO INC. - Children Of The Dark (feat. Joachim Witt, Tilo Wolff und Chris Harms) 05/01/2022

Da ich Musik sehr liebe und gerade wieder meine neuen Kopfhörer genieße, dachte ich, ich könnte ja auch mal eins meiner absoluten Lieblingslieder mit Euch teilen. "We're nothing like you ..."
Habt ihr auch Lieder, in denen ihr Euch wiederfindet?

MONO INC. - Children Of The Dark (feat. Joachim Witt, Tilo Wolff und Chris Harms) WE ARE THE CHILDREN OF THE DARK!With the voices of Martin Engler, Joachim Witt, Tilo Wolff and Chris Harms.Find more here:► MONO INC.: https://www.facebook.c...

01/01/2022

Einfach mal die Welt ausschalten.
Ich habe Umgebungsgeräusche bisher im allgemeinen nie bewusst als besonders störend empfunden, aber gerade glaube ich, das war auch wieder so eine antrainierte "hat nicht zu Stören, weil's normal ist" Sache.
Mittlerweile stelle ich aber sehr vieles, das ich einfach aushalte und mitmache, weil es ja "normal" ist, deutlich in Frage.
Nun habe ich mir zu Weihnachten mal selbst etwas geschenkt, richtig gute, kabellose Kopfhörer, die Umgebungsgeräusche ausblenden. Wahnsinn, was das für ein Unterschied zu den kleinen Kabelkopfhörern von meinem Laptop macht!
Zum einen ist es tatsächlich ein ganz anderes hören, wenn man wirklich nur die Musik hört und nicht auch noch die Waschmaschine im Hintergrund, meinen Mann, der im Homeoffice sitzt und oft telefonieren muß oder das eigene tippen auf der Tastatur, während ich hier schreibe. Es ist so toll, einfach nur die Musik zu hören ohne sie total laut aufdrehen zu müssen.
Und der 2. große Vorteil ist, das ich nicht am Kabel hänge, ich kann mich in der Wohnung ganz frei bewegen und einfach weiter Musik hören, während ich die Blumen gieße oder Wäsche zusammen lege.
Hach, wie ich das gerade genieße! 😊

01/01/2022

Ich wünsche Euch allen ein gutes und entspanntes, neues Jahr!
Wir haben es uns hier ganz ruhig und gemütlich gemacht. Draußen wurde ein bisschen geböllert und der Hund hatte ziemlich Angst, aber jetzt ist es wohl vorbei und er kann sich auch wieder entspannen.

29/12/2021

Menschen und ihre Angst, man müsste einen Teil der eigenen Privilegien einbüßen.

Text im Bild:

Zum Urteil des
Bundesverfassungsgericht, dass MmB im
Falle einer Triage besonders geschützt
werden müssen:

Reaktionen auf Twitter zeigen wieder einmal,
wie groß sofort die Angst ist, MmB könnten
bevorteilt werden. Menschen ohne
Behinderungen würden durch dieses Urteil
benachteiligt werden.

Wann hört das eigentlich auf, dass privilegierte und
nicht betroffene Menschen denken, es würde ihnen
was weggenommen, nur weil MmB nicht benachteiligt
oder diskriminiert werden dürfen? Jedes verdammte Mal
wird es so dargestellt, als würden diejenigen, die eh schon
privilegiert sind, benachteiligt. Dabei ist genau das
Gegenteil der Fall: Wir dürfen euch gegenüber nicht
benachteiligt werden. Und ihr habt nur Angst, dieses Privileg
uns gegenüber zu verlieren. Das ist alles!

22/12/2021

Ich wünsche Euch allen schöne und ruhige Feiertage, lasst es Euch gut gehen!

16/12/2021

Finger-Kaugummi
Diese Bezeichnung stammt von meinem Mann und meint kleine Dinge, mit denen man seine Hände beschäftigt. Ich habe jetzt einen neuen Finger-Kaugummi, einen Ring, um den 3 weitere Ringe lose herum gehen, so, das man sie drehen kann. Damit kann man wunderbar und relativ unauffällig rumspielen und vor allem hat man ihn immer greifbar.
Mir hilft dieses spielen mit kleinen Dingen gut dabei, mich zu konzentrieren, z.B. wenn ich jemandem zuhöre, aber auch um Spannungen abzubauen, z.B. bei einem spannenden Film.
Neulich war es auch gut, als ich ihn beim Einkaufen an hatte, denn manchmal bekomme ich in Geschäften so einen overload wegen der vielen Dinge und Eindrücke. Da habe ich dann zwischendurch immer an den Ringen gedreht, bis ich meinen Fokus wieder hatte und bin nicht so nervös geworden.
Morgen findet auf der Arbeit eine kleine Fortbildung statt, da werd ich den Ring auch nutzen, um der Sache besser folgen zu können.
Leider kann ich ihn beim Arbeiten nicht tragen, da bin ich noch auf der Suche, nach einem geeigneten kleinen Finger-Kaugummi, den ich mir dort in die Tasche stecken kann.

06/12/2021

Wenn der Fluch ein Segen ist.
Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen, die meisten finden das schlimm und viele schimpfen auch darüber.
Angeregt durch ein nettes Posting von Liebenswert autistisch, habe ich mir dazu jetzt auch mal ein paar ganz eigene Gedanken gemacht.
Ich fühlte mich durch diese Regeln tatsächlich kaum betroffen, im Gegenteil, es ist sehr viel angenehmer, wenn einem die Leute in der Bahn nicht so sehr auf die Pelle rücken und in die Geschäfte nicht so viele Leute rein dürfen.
An größeren Treffen habe ich wenig Interesse, weil ich nicht gut damit zurecht komme, wenn mehrere Leute durcheinander reden, da kann ich keinem Gespräch folgen. Daher haben wir uns eigentlich sowieso immer schon eher im kleinen Kreis getroffen.
Sehr dankbar bin ich derzeit, dass man niemandem mehr die Hand geben muß, das fand ich immer schon mehr als unangenehm, bei Fremden Leuten regelrecht gruselig. Das hatte ich allerdings im laufe meines Lebens tatsächlich so krass maskiert, das ich es selbst gar nicht mehr wahrnehmen konnte, wie gruselig ich es finde, erst jetzt kommt das wieder in meine Wahrnehmung.
Auch der Umgang mit Menschen die mir nicht vertraut sind ist für mich immer unangenehm und ich fühle mich in solchen Situationen sehr unsicher. Daher war ich auch froh, als die ganze Zeit keine Fortbildungen stattgefunden haben, nicht weil ich mich nicht fortbilden will, sondern weil ich mich dort immer unwohl fühle, wenn zu viele nicht vertraute Menschen da sind und ich dann vielleicht auch noch mit denen interagieren soll.
Interaktion mit fremden Menschen ist generell gruselig, völlig egal ob persönlich, am Telefon oder schriftlich, ich habe da immer ganz große Schwierigkeiten, und wenn die Interaktion auch noch von mir ausgehen soll, weil ich etwas von dem Anderen brauche, schiebe ich das oft raus bis zur letzten Minute, in der Hoffnung, es doch noch vermeiden zu können.
Also letztlich vermisse ich in der Pandemie nicht besonders viel, nur als die Baumärkte zu hatten, das war dann doch echt doof. 😄

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