Gedenkstätte Bonn
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Dokumentieren, Erinnern, Lernen - über Verfolgung, Ermordung und Widerstand in Bonn in der NS-Zeit
Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn zeigen seit 1996 eine Dauerausstellung zum Thema Verfolgung und Widerstand.
2005 ist die Ausstellung grundlegend überarbeitet und 2012 aktualisiert und ergänzt worden. Darüber hinaus erforscht, recherchiert und dokumentiert die Gedenkstätte die Zeit des Nationalsozialismus in Bonn. Ein Themenschwerpunkt in zahlreichen Veranstaltungen ist die Auseinand
[English version below]
Emma Pisetzkis kurzes Leben war geprägt von Verlust. Geboren wurde sie am 31.10.1928 in Bonn. Ihr Vater, Max Pisetzki, arbeitete als Schuhmacher. Ihre Mutter Johanna war eine geborene Jacobs. Emmas Geburt stellte die Familie vor besondere Herausforderungen, denn sie war ein Zwillingskind. Schon mit zwei Monaten verstarb jedoch ihr Zwillingsbruder Rudolf. Daneben hatte Emma in Erwin noch einen um ein Jahr älteren Bruder. Familie Pisetzki hatte jüdische Wurzeln, Emma wurde jedoch evangelisch getauft. Unter den Nationalsozialisten fand dies jedoch keine Berücksichtigung und die Familie wurde als jüdisch verfolgt.
Im April 1934 starb Johanna Pisetzki im Alter von nur 37 Jahren. Erwin wurde daraufhin in das Auerbachsche Waisenhaus nach Berlin gegeben, einer Einrichtung für jüdische Kinder. Emma verblieb dagegen bei ihrem Vater und lebte gemeinsam mit ihm in Bonn unter wechselnden Adressen in der Endenicher Straße, der Franzstraße, der Dorotheenstraße und der Weststraße.
Anschließend wurde sie von den Nationalsozialisten in ein Zwangsarbeitslager in Bardenberg nahe Aachen gebracht. Ab dem 10.01.1942 musste sich Emma gemeinsam mit ihrem Vater in Köln-Müngersdorf im Deportationslager Fort V aufhalten. Mehrere tausend Menschen wurden durch die Nationalsozialisten von diesem ehemaligen Militärbau im Kölner Westen aus deportiert oder im Umfeld des Lagers ermordet. Von Müngersdorf wurden Emma und Max Pisetzki am 20.07.1942 zusammen mit über 1.000 weiteren Internierten nach Malyj Trostenez nahe Minsk im heutigen Belarus deportiert. Dort befand sich zu dieser Zeit die größte deutsche Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion. Emma Pisetzki wurde am 24.07.1942 in Malyj Trostenez ermordet. Sie wurde nur 13 Jahre alt. Auch Emmas Vater und ihr älterer Bruder Erwin überlebten die Verfolgung nicht.
Foto: Der Rheindorfer Bach lag ganz in der Nähe von Emma Pisetzkis Zuhause in der Dorotheenstraße (Bungert55 – CC BY-SA 3.0)
Emma Pisetzki's short life was marked by loss. She was born on October 31, 1928 in Bonn. Her father, Max Pisetzki, worked as a shoemaker. Her mother, Johanna, was born Jacobs. Emma's birth presented the family with particular challenges, as she was a twin. However, her twin brother Rudolf died when she was just two months old. Emma also had a brother, Erwin, who was one year older. The Pisetzki family had Jewish roots, but Emma was baptized a Protestant. However, this was not taken into account by the National Socialists and the family was persecuted as Jewish.
Johanna Pisetzki died in April 1934 at the age of just 37. Erwin was then sent to the Auerbach orphanage in Berlin, an institution for Jewish children. Emma, on the other hand, remained with her father and lived with him in Bonn at various addresses in Endenicher Straße, Franzstraße, Dorotheenstraße and Weststraße.
She was then taken by the National Socialists to a forced labor camp in Bardenberg near Aachen. From January 10, 1942, Emma and her father had to stay in the Fort V deportation camp in Cologne-Müngersdorf. Several thousand people were deported by the National Socialists from this former military building in the west of Cologne or murdered in the vicinity of the camp. Emma and Max Pisetzki were deported from Müngersdorf on July 20, 1942 together with over 1,000 other internees to Malyj Trostenez near Minsk in present-day Belarus. At the time, this was the largest German extermination site on the territory of the occupied Soviet Union. Emma Pisetzki was murdered in Malyj Trostenez on July 24, 1942. She was only 13 years old. Emma's father and her older brother Erwin also did not survive the persecution.
[English version below]
Beinahe vorausschauend erscheint heute eine Anweisung, die die Abteilung „Aktive Propaganda“ der NSDAP am 29.10.1942 erließ. Diese betraf eine Reihe von Städten im Rheinland, darunter auch Bonn. Sämtliche Karten, auf denen der Frontverlauf der Ostfront eingezeichnet wurde, sollten sofort aus den Schaufenstern verschwinden. Als Begründung wurden offiziell die Schwierigkeiten genannt, die Karten ausreichend aktuell zu halten. Immer wieder hätten Fehler auf den Karten Diskussionen unter den auf Heimatbesuch weilenden Soldaten ausgelöst.
Zu dieser Zeit hatte sich die Idee eines schnellen und ungefährdeten militärischen Sieges über die Sowjetunion bereits als Illusion erwiesen. Die versuchte Einnahme Moskaus durch die Wehrmacht war im Winter 1941 für die Deutschen zum Desaster geworden. Erstmals seit Beginn des Angriffs hatten deutsche Truppen zurückweichen müssen, teils bis zu 200 Kilometer weit. In den folgenden Monaten waren sie vor allem damit beschäftigt, den völligen Zusammenbruch der „Ostfront“ zu verhindern. Zwar kam es im Sommer 1942 noch einmal zu Gebietsgewinnen und durch sie zur größten Ausdehnung des deutschen Einflussgebiets in der Sowjetunion bis Kriegsende. Doch schon wenige Wochen nach der rheinischen Anweisung begann sich mit der sowjetischen Gegenoffensive in Stalingrad der Kriegsverlauf endgültig zu Ungunsten der Wehrmacht zu entwickeln.
Auch die Stimmung in den deutschen Städten begann sich zu drehen. In der Propaganda wurde nun zunehmend an das Durchhaltevermögen der Bevölkerung appelliert. Immer weniger jedoch deckte sie sich mit den Erfahrungen der Soldaten an der Front und dem realen Kriegsverlauf. Die massive Rückeroberung von Gebieten durch die Rote Armee in den kommenden Monaten war ein militärischer Fakt – bloß in Bonner Schaufenstern konnte man sie nicht mehr nachvollziehen.
Bild: Karte des US-Militärs der sowjetischen Gebietsgewinne 1943
An instruction issued by the NSDAP's “Active Propaganda” department on October 29, 1942 seems almost prescient looking back. This affected a number of cities in the Rhineland, including Bonn. All maps showing the course of the Eastern Front were to be removed from shop windows immediately. The official reason given was the difficulty of keeping the maps sufficiently up to date. Errors on the maps had repeatedly triggered discussions among the soldiers visiting home.
By this time, the idea of a quick and unchallenged military victory over the Soviet Union had already proved to be an illusion. The attempted capture of Moscow by the Wehrmacht in the winter of 1941 had turned into a disaster for the Germans. For the first time since the beginning of the attack, German troops had to retreat, in some cases up to 200 kilometers. In the following months, they were primarily concerned with preventing the complete collapse of the “Eastern Front”. It is true that territorial gains were made once again in the summer of 1942, resulting in the largest expansion of the German sphere of influence in the Soviet Union until the end of the war. However, just a few weeks after the Rhineland directive, the Soviet counter-offensive in Stalingrad began to turn the tide of the war against the Wehrmacht.
The mood in German cities also began to change. Propaganda now increasingly appealed to the population's stamina. However, it corresponded less and less with the experiences of the soldiers at the front and the actual course of the war. The massive reconquest of territories by the Red Army in the coming months was a military fact - but it could no longer be seen in Bonn shop windows.
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Statt in vertrauensvoller medizinischer Behandlung fand sich Anna Zimmermann in einem organisierten Mordprogramm wieder. Geboren wurde sie am 25.10.1886 als Anna Handeck in Hennef. Sie wurde katholisch getauft. Bereits als junge Frau zog sie nach Siegburg-Mülldorf, heute als Mülldorf ein Stadtteil Sankt Augustins.
Längst nicht alles verlief dort in ländlicher Idylle. So wurden im November 1908 zwei Männer zu Geldstrafen verurteilt, die bei einer Auseinandersetzung in der Wohnung eines Bekannten auch Anna Handeck bedroht hatten. Schon kurz nach dem Verfahren läuteten die Eheglocken. Im Januar 1909 heiratete Anna Handeck Wilhelm Zimmermann, einen Schuhmacher, der wie sie in Siegburg-Mülldorf lebte. Im Mai 1910 wurde Tochter Elisabeth geboren. In der Folge, so scheint es, führte die kleine Familie ein unauffälliges Leben. Im Juni 1930 gab es dann noch einmal Grund zur Freude: Im niederländischen Rotterdam heiratete Elisabeth Zimmermann.
Kurz darauf verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand von Anna Zimmermann. Ab 1931 begab sie sich in ärztliche Behandlung. Lange Zeit scheint eine ambulante Behandlung ausgereicht zu haben, doch 1942 wurde sie stationär aufgenommen, zunächst in der Heil- und Pflegeanstalt Bonn. Inzwischen war das ableistische Mordprogramm der Nationalsozialisten in vollem Gange. Regelmäßig wurden Patientinnen und Patienten mit vermeintlich erblichen Erkrankungen oder schlechten Heilungsperspektiven notiert und unter einem Vorwand an Tötungsanstalten überstellt. Auch Anna Zimmermann kam aus Bonn zunächst in die Krankenanstalt Marienborn in Zülpich-Hoven und von dort in die Tötungsanstalt Hadamar. Etwa 14.500 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen wurden dort in der NS-Zeit ermordet. Auch Anna Zimmermann starb am 26.01.1943. Als offizielle Todesursache gab die Anstalt „Verfall bei Paralyse“ an.
Foto: Den größten Teil ihres Lebens verbrachte Anna Zimmermann an der Sieg (Olbertz – CC BY-SA 3.0)
Instead of receiving trustworthy medical treatment, Anna Zimmermann found herself in an organized murder programme. She was born Anna Handeck on October 25, 1886 in Hennef. She was baptized a Catholic. As a young woman, she moved to Siegburg-Mülldorf, today a district of Sankt Augustin as Mülldorf.
Not everything there was a rural idyll. In November 1908, two men were sentenced to fines for threatening Anna Handeck during an argument in the home of an acquaintance. Shortly after the trial, the marriage bells rang. In January 1909, Anna Handeck married Wilhelm Zimmermann, a shoemaker who, like her, lived in Siegburg-Mülldorf. Their daughter Elisabeth was born in May 1910. Subsequently, it seems, the small family led an inconspicuous life. In June 1930, there was another reason to be happy: Elisabeth Zimmermann married in Rotterdam in the Netherlands.
Shortly afterwards, Anna Zimmermann's health deteriorated. From 1931, she sought medical treatment. For a long time, outpatient treatment seems to have sufficed, but in 1942 she was admitted as an inpatient, initially to the sanatorium and nursing home in Bonn. In the meantime, the National Socialists' ableist murder program was in full swing. Patients with supposedly hereditary illnesses or poor prospects of recovery were regularly noted down and transferred to killing institutions under a pretext. Anna Zimmermann was also sent from Bonn, first to the Marienborn hospital in Zülpich-Hoven and from there to the Hadamar killing center. Around 14,500 people with disabilities or mental illnesses were murdered there during the N**i era. Anna Zimmermann also died on 26.01.1943. The official cause of death given by the institution was “deterioration due to paralysis
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Unter anderem die „Obergebietsführerschule Baldur von Schirach“ in Mehlem war das Ziel einer Reise deutscher und ausländischer Pressevertreter, über die die Oldenburger „Nachrichten für Stadt und Land“ am 21.10.1934 berichteten. Die Reichsjugendführung hatte Repräsentanten aus Berlin auf eine Fahrt ins Rheinland eingeladen. Von Köln aus ging es nach Mehlem, wo die Journalisten die örtliche „Gebietsführerschule“ in einer alten Villa mit Blick auf den Drachenfels inspizierten.
Nach dem Willen der Nationalsozialisten sollten in Hi**erjugend und „Bund Deutscher Mädel“ Jugendliche andere Jugendliche führen. Zur Ausbildung und ideologischen Beeinflussung dieser mittleren Führungsebene waren bis Oktober 1934 in ganz Deutschland 21 „Gebietsführerschulen“ eingerichtet worden. Namentlich erinnerten sie in aller Regel an Jugendliche, die sich um den NS verdient gemacht hatten oder als Nationalsozialisten gestorben waren. In dreiwöchigen Kursen sollten vor allem Selbstaufgabe zugunsten der „Volksgemeinschaft“, Gehorsam und das Erteilen von Befehlen trainiert werden. In Mehlem begann der Tag schon um 6 Uhr morgens und umfasste etwa Sport, Kartenkunde sowie germanische und deutsche Geschichte. Von Mehlem wurden die Pressevertreter weiter nach Bonn-Plittersdorf geführt, wo der „Gauverbands-Führerinnenschule West“ des BDM ein Besuch abgestattet wurde. Auch diese befand sich in einer ehemaligen Gartenvilla und bot neben dreiwöchigen Kursen für die Führungsebene auch 4-6-monatige Hauswirtschaftskurse an. Dabei war laut Bericht jeglicher Wunsch nach Gleichberechtigung explizit unerwünscht.
Über Horchheim und Niederwalluf und die dortigen „Gebietsführerschulen“ ging es zurück nach Berlin. Ganz im Sinne der NS-Propaganda wurde die Arbeit in den Schulen anschließend überschwänglich kommentiert. Einzig das Wetter hatte sich nicht vereinnahmen lassen: Es regnete die ganze Reise hindurch.
Foto: Der ehemalige „Reichsjugendführer“ und Namenspatron der Mehlemer Schule, Baldur von Schirach (oben, 3. v. li.), als Angeklagter in den Nürnberger Prozessen
Among other things, the “Baldur von Schirach High Command School” in Mehlem was the destination of a trip by German and foreign press representatives, which was reported in the Oldenburg “Nachrichten für Stadt und Land” on October 21, 1934. The Reich Youth Leadership had invited representatives from Berlin on a trip to the Rhineland. They traveled from Cologne to Mehlem, where the journalists inspected the local “Gebietsführerschule” in an old villa with a view of the Drachenfels.
The National Socialists wanted young people to lead other young people in the Hi**er Youth and the “League of German Girls”. By October 1934, 21 “regional leadership schools” had been set up throughout Germany to train and ideologically influence this middle management level. As a rule, they were named after young people who had rendered outstanding services to the N**is or had died as National Socialists. In three-week courses, the main aim was to train self-sacrifice in favor of the “national community”, obedience and giving orders. In Mehlem, the day began at 6 a.m. and included sports, map studies and Germanic and German history. From Mehlem, the press representatives were taken to Bonn-Plittersdorf, where they visited the BDM's “Gauverband-Führerinnenschule West”. This was also located in a former garden villa and offered three-week courses for the management level as well as 4-6-month home economics courses. According to the report, any desire for equality was explicitly unwelcome.
They returned to Berlin via Horchheim and Niederwalluf and the “regional leadership schools” there. In line with N**i propaganda, the work in the schools was then commented on effusively. Only the weather did not cooperate: It rained the entire trip.
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Der 18.10.1944 markiert das Datum des für Bonn verheerendsten Bombenangriffes des Zweiten Weltkriegs. Als recht intaktes Stadtzentrum wurde Bonn vom britischen Militär zur Erprobung eines Navigationssystems gewählt. Obwohl der Plan nicht ganz aufging, richtete der Angriff enormen Schaden an. Über 300 Tote, rund 1.000 Verletzte und 20.000 Obdachlose blieben zurück. Die Bilder ließen Viele nicht mehr los.
Für die Verfolgten des NS waren die Bombardierungen ein ambivalentes Phänomen. Etwa für die Zwangsarbeitenden und Kriegsgefangenen, die oft nahe der attackierten Betriebe leben mussten. Weil die Deutschen ihnen den Zutritt in Bunker und Luftschutzräume verwehrten, waren sie besonders bedroht. Auch in Bonn gab es Todesfälle. Weil Kriegsgefangene zur Räumung von Bombenschäden gezwungen wurden, gab es für sie auch nach den Angriffen die Gefahr von Blindgängern. Viele politisch oder als „asozial“ Verfolgte, aber auch Betroffene ableistischer Gewalt, hatten Familie in den Städten und fürchteten um sie. Auch für Emigrierte fügte die Zerstörung dem persönlichen Heimatverlust eine materielle Endgültigkeit hinzu.
Auf der anderen Seite waren für viele Verfolgte die Angriffe ein wichtiges Zeichen durchzuhalten. Sie symbolisierten das nahe Kriegsende und die deutsche Niederlage und standen in deutlichem Widerspruch zur NS-Propaganda. Einige KZ-Überlebende berichten von Genugtuung, die sie mit Blick auf die ihnen und ihren Liebsten angetanen Verbrechen bei der Fahrt durch zerbombte deutsche Städte empfanden. Auch abseits des Ideellen halfen die Angriffe Verfolgten. Sie trieben die Deutschen in die Schutzräume und störten deren Abläufe. So fanden in ihrem Schutz Fluchtversuche statt und Geflohene wagten, in Siedlungen Lebensmittel zu suchen. Auch alliierte Soldaten ließen bei den Angriffen im Kampf gegen den NS ihr Leben, weil sie getroffen wurden oder Defekte erlitten.
Bild: Günther Bucki bei seiner Rückkehr als britischer Soldat ins zerstörte Bonn (Archiv Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn)
October 18, 1944 marks the date of the most devastating bombing raid of the Second World War for Bonn. As a fairly intact city center, Bonn was chosen by the British military to test a navigation system. Although the plan did not quite work out, the attack caused enormous damage. Over 300 people died, around 1,000 were injured and 20,000 were left homeless. The images stayed with many.
For those persecuted by the N**is, the bombings were an ambivalent phenomenon. For the forced laborers and prisoners of war, for example, who often had to live close to the attacked factories. Because the Germans denied them access to bunkers and air raid shelters, they were particularly at risk. There were also deaths in Bonn. Because prisoners of war were forced to clear bomb damage, they were also exposed to the danger of unexploded bombs after the attacks. Many people who were persecuted politically or as “asocial”, but also victims of ableist violence, had family in the cities and feared for them. For emigrants, too, the destruction added a material finality to the personal loss of their homeland.
On the other hand, for many of those persecuted, the attacks were an important sign of perseverance. They symbolized the imminent end of the war and the German defeat and were in clear contradiction to N**i propaganda. Some concentration camp survivors reported the satisfaction they felt remembering the crimes committed against them and their loved ones as they drove through bombed-out German cities. The attacks also helped the persecuted beyond the realm of ideals. They drove the Germans into the shelters and disrupted their routines. Escape attempts took place in their protection and those who fled dared to look for food in settlements. Allied soldiers also lost their lives during the attacks in the fight against the N**is because they were hit or suffered defects.
[English version below]
Geboren wurde Heinrich Ruster am 14.10.1884 in Kuchenheim als ältestes Kind von Maria und Peter Ruster, später Konrektor in Bonn. Heinrich Ruster lernte bis 1904 am späteren Beethovengymnasium und studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik. Im Ersten Weltkrieg erhielt Ruster als Freiwilliger mehrere Orden. Er gab das Studium auf und wurde Publizist. Der gläubige Katholik scheute Kontroversen wie um den damals noch nicht rehabilitierten Galilei nicht. Er hatte sich zum Pazifisten gewandelt. Ruster wurde Dozent an der Staatlichen Bibliothekarsschule des Borromäusvereins. Im Mai 1932 heiratete er die wohlhabende Katharina Weinsorg.
An ihr hing der Lebensunterhalt des Paares aus der Robert-Wagner-Straße 68, besonders als nach 1933 Ruster seine Stelle verlor und keine Verleger mehr fand. In der NS-Zeit entbrach im Sportparkrestaurant eine Diskussion um Hi**er als Messias. Ruster konterte ausfallend, wurde verprügelt und des Lokales verwiesen. Wegen „Heimtücke“ und „Staatsfeindlicher Äußerungen“ bekam er vier Jahre Haft, wegen einer Amnestie erlassen. Doch Ruster blieb kritisch. Er bezweifelte die angebliche Nutzung von Giftgas durch Polen und nannte es „Schande“, dass junge Soldaten mit dem Leben zahlten.
Wegen „Wehrkraftzersetzung“ erhielt er 1940 10 Monate Haft. Die Hausdurchsuchung wegen erneuten Vorwürfen der Gehässigkeit ergab Belastendes. Nach Haft und Folter im Bonner Gestapo-Keller wurde Ruster in das KZ Sachsenhausen gebracht. „Aufrecht und gottvertrauend“ trage er sein Los, so Ruster. Er hatte inzwischen große Teile des Augenlichts verloren und trug eine Blindenbinde. Als „arbeitsunfähig“ wurde er „Kräuter sammeln“ geschickt, ein zynischer Euphemismus. Am 23.10.1942 wurde Heinrich Ruster im KZ Sachsenhausen ermordet. Seine Witwe holte die Urne bei der Gestapo ab. Nach einem Amt im Bonner Münster wurde Ruster in Poppelsdorf bestattet.
Foto: Archiv Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn
Heinrich Ruster was born on October 14, 1884 in Kuchenheim as the eldest child of Maria and Peter Ruster, who later became a principal in Bonn. Heinrich Ruster studied at the later Beethoven Gymnasium until 1904 and studied theology, philosophy and education. Ruster received several medals as a volunteer during the First World War. He gave up his studies and became a publicist. A devout Catholic, he did not shy away from controversies such as that surrounding Galileo, who had not yet been rehabilitated at the time. He had become a pacifist. Ruster became a lecturer at the State Librarian School of the Borromeo Association. In May 1932, he married the wealthy Katharina Weinsorg.
The couple from 68 Robert-Wagner-Straße depended on her for their livelihood, especially when Ruster lost his job after 1933 and could no longer find a publisher. During the N**i era, a discussion about Hi**er as the Messiah broke out in the Sportpark restaurant. Ruster retorted abusively, was beaten up and expelled from the restaurant. He was sentenced to four years in prison for “malice” and “subversive remarks”, but was released due to an amnesty. But Ruster remained critical. He doubted the alleged use of poison gas by Poles and called it a “disgrace” that young soldiers paid with their lives.
In 1940, he was sentenced to 10 months in prison for “subversion of military power”. A house search due to renewed accusations of spitefulness revealed incriminating evidence. After imprisonment and torture in the Gestapo cellar in Bonn, Ruster was taken to Sachsenhausen concentration camp. “Upright and trusting in God”, he bore his fate, said Ruster. In the meantime, he had lost much of his sight and wore a blindfold. As “unfit for work”, he was sent to “collect herbs”, a cynical euphemism. Heinrich Ruster was murdered in Sachsenhausen concentration camp on October 23, 1942. His widow collected the urn from the Gestapo. After a service in Bonn Minster, Ruster was buried in Poppelsdorf.
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Vierzig Jahre schon erforscht die Gedenkstätte Bonn die NS-Zeit in Bonn und vermittelt die Erkenntnisse an die Stadtgesellschaft und darüber hinaus. Um dieses Jubiläum gebührend zu begehen, veranstaltete der Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e. V. gemeinsam mit dem Team von Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum am 8. September ein vielseitiges Programm am zukünftigen Standort in Endenich.
Begleitet von vielen interessierten Gästen gab es die Möglichkeit, auf Rundgängen mehr über die Geschichte des ehemaligen Klosters, seine Beschlagnahmung durch die Gestapo 1941 und die Umnutzung als Ghettolager zu erfahren. Außerdem wurden Pläne für die Gestaltung der zukünftigen Gedenkstätte am historischen Ort präsentiert. Nach Grußworten durch Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Dr. Julana Bredtmann, Leiterin des Gedenkstättenreferats der Stiftung Topographie des Terrors Berlin, nahmen in verschiedenen Formaten aktuelle und frühere Vorstandsmitglieder des heutigen Fördervereins das Publikum mit auf eine Reise von den Anfängen als „Verein an der Synagoge“ bis hin zur Städtischwerdung 2021 und zu den vielen Herausforderungen auf dem Weg. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprach eine Runde aus Expertinnen und Experten über die Herausforderungen moderner und zukünftiger Gedenkstättenarbeit und die Vorteile, die der neue Standort mit sich bringen wird. Parallel bot das Priesterseminar Redemptoris Mater des Erzbistums Köln im Zuge des „Tag des Offenen Denkmals“ Einblicke in das Gebäude und seine heutige Nutzung.
Wir bedanken uns bei allen, die den Tag mit uns gemeinsam begangen haben und bei unseren Partnerinnen und Partnern für die gute Zusammenarbeit über vierzig Jahre hinweg. Auch in Zukunft werden wir uns dafür einsetzen, das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Verfolgten aufrecht zu erhalten und uns für eine vielfältige und demokratische Gesellschaft einbringen.
Bilder: (1) OB Katja Dörner begrüßt die Gäste (2) Podiumsdiskussion – v.l.n.r.: Dr. Stefan Mühlhofer (Vorsitzender AK Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW), Astrid Mehmel (Wissenschaftliche Leiterin Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn), Dr. Kathrin Ellwart (Vorstand Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn); Jonas Blum (Bildungsreferent Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn), Jakov Barasch (Vorsitzender Synagogengemeinde Bonn)
For forty years now, the Bonn Memorial has been researching the N**i era in Bonn and communicating its findings to the city's society and beyond. To celebrate this anniversary, the Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e. V., together with the team from the memorial and the NS-Dokumentationszentrum, organized a varied programme at the future location in Endenich on 8 September.
Accompanied by many interested guests, there was the opportunity to learn more about the history of the former monastery, its confiscation by the Gestapo in 1941 and its conversion into a ghetto camp. Plans for the design of the future memorial at the historical site were also presented. After a welcoming address by the Lord Mayor, current and former board members of today's association took the audience on a journey from the beginnings as the “Verein an der Synagoge” (Association at the Synagogue) to the city's incorporation in 2021 and the many challenges along the way. In the subsequent panel discussion, a panel of experts spoke about the challenges of modern and future memorial work and the advantages that the new location will bring. At the same time, the Redemptoris Mater Seminary of the Archdiocese of Cologne offered insights into the building and its current use as part of the “Open Monument Day”.
We would like to thank everyone who celebrated the day with us and our partners for the excellent cooperation over the past forty years. We will continue to work to uphold the memory of the crimes of National Socialism and those persecuted in the future and to promote a diverse and democratic society.
Vor genau einem Jahr, am 07.10.2023, überfielen Terroristen der Hamas Israel und ermordeten über 1.200 Menschen. Zahlreiche weitere wurden verschleppt. Noch immer warten die Angehörigen von fast 100 Entführten auf deren Freilassung und Rückkehr. Unsere Gedanken sind heute deshalb besonders bei all denen, die vor einem Jahr Angehörige verloren haben oder bis heute um diese fürchten.
Auch für Jüdinnen und Juden in Deutschland bedeutete der 7. Oktober eine Zäsur - ebenso wie für die tägliche Arbeit in Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren.
Ausführliche Gedanken zum Thema hat der Arbeitskreis der Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW in einem Statement zusammengefasst. Dieses ist unter dem Link
https://www.ns-gedenkstaetten.de/arbeitskreis/aktuelles/detailseite/zum-jahrestag-des-barbarischen-ueberfalls-der-hamas-auf-israel
online abrufbar.
[English version below]
Mehr als nur einmal musste F***y Sommer in ihrem Leben dem Tod ihrer Nächsten ins Auge blicken. Geboren wurde sie am 04.10.1874 als F***y Klaber in Hoven, einem heutigen Stadtteil von Zülpich. Ihre Eltern waren das jüdische Ehepaar Hermann und Friederika Klaber, eine geborene Zanders. Sie hatte zwei Brüder und eine Schwester. Eine weitere, Clara, verstarb 1878 noch am Tag ihrer Geburt. Mit 22 Jahren verlor F***y Klaber beide Elternteile und wurde zur Vollwaise.1912 verstarb auch ihr Bruder Salomon.
Am 03.07.1917 heiratete die inzwischen 42-Jährige den Metzger und Viehhändler Lazarus Sommer aus Rheinbreitbach. Für diesen war es bereits die zweite Ehe, nachdem im Vorjahr seine erste Frau verstorben war. Von den vier Kindern aus erster Ehe lebten zum Zeitpunkt der Hochzeit nur noch zwei, eine Tochter war ebenfalls 1916 verstorben. Trotz dieser emotional schwierigen Gesamtlage gelang es den beiden, in Rheinbach eine Familie zu gründen. Im März 1919 kam mit Frieda eine gemeinsame Tochter zur Welt. Sommers lebten in der Kriegerstraße 7. Dennoch blieb der Tod ein steter Begleiter im Leben F***y Sommers. Noch vor der NS-Zeit verstarb 1928 erst ihre Schwester Jetta, drei Jahre später auch ihr Bruder Jacob. Im Oktober 1940 schied ihr Ehemann im Jüdischen Krankenhaus von Köln-Ehrenfeld aus dem Leben.
Am 11.02.1942 wurden F***y und Frieda Sommer von Rheinbreitbach aus in das Ghettolager im ehemaligen Benediktinerinnen-Kloster „Zur ewigen Anbetung“ in Bonn-Endenich gebracht und dort interniert. Am 14.06.1942 wurde erstere von dort in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Im September 1942 erfolgte der Transport in das KZ Treblinka, wo F***y Sommer ermordet wurde. Auch ihre Tochter Frieda überlebte den Nationalsozialismus nicht, sie wurde nach der Deportation in Malyj Trostenez bei Minsk umgebracht.
Foto: Torturm mit dahinterliegendem „Hexenturm“ in Rheinbach (Whgler – CC BY-SA 4.0)
F***y Sommer had to face the death of her loved ones more than once in her life. She was born F***y Klaber on October 4, 1874 in Hoven, today a district of Zülpich. Her parents were the Jewish couple Hermann and Friederika Klaber, née Zanders. She had two brothers and a sister. Another, Clara, died on the day of her birth in 1878. At the age of 22, F***y Klaber lost both parents and became an orphan. Her brother Salomon also died in 1912.
On July 3, 1917, the now 42-year-old married the butcher and cattle dealer Lazarus Sommer from Rheinbreitbach. It was the second marriage for him, after his first wife had died the previous year. Of the four children from his first marriage, only two were still alive at the time of the wedding; one daughter had also died in 1916. Despite this emotionally difficult overall situation, the couple managed to start a family in Rheinbach. In March 1919, their daughter Frieda was born. The Sommers lived at Kriegerstraße 7. Nevertheless, death remained a constant companion in F***y Sommer's life. Even before the N**i era, her sister Jetta died in 1928, followed three years later by her brother Jacob. In October 1940, her husband passed away in the Jewish Hospital in Cologne-Ehrenfeld.
On February 11, 1942, F***y and Frieda Sommer were taken from Rheinbreitbach to the ghetto camp in the former Benedictine convent “Zur ewigen Anbetung” in Bonn-Endenich and interned there. On June 14, 1942, the former was deported from there to the Theresienstadt concentration camp. In September 1942, she was transported to the Treblinka concentration camp, where F***y Sommer was murdered. Her daughter Frieda also did not survive National Socialism; she was killed in Malyj Trostenez near Minsk after being deported.
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Die Gedenkstätte Bonn
Die Gedenkstätte Bonn präsentiert seit 1996 ihre Dauerausstellung zum Thema Verfolgung und Widerstand.
2005 ist die Ausstellung grundlegend überarbeitet und 2012 aktualisiert und ergänzt worden.
Darüber hinaus erforscht, recherchiert und dokumentiert die Gedenkstätte die Zeit des Nationalsozialismus in Bonn.
Ein Themenschwerpunkt in zahlreichen Veranstaltungen ist die Auseinandersetzung mit den Menschen, die verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden oder die durch die NS-Politik gezwungen waren, Deutschland zu verlassen.
In der Geschäftsstelle im Erdgeschoss gibt es eine Präsenzbibliothek, eine Videothek und einen Seminarraum für Veranstaltungen.
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JA zu Bonn war das Motto des Bürger Bonn Bonn bei der Kommunalwahl 2020. Dank 40% Stimmenzuwachs werden wir uns jetzt mit noch mehr Manpower & Leidenschaft für Bonn einsetzen!